Service, Wien 18.01.2018
Anfangs zu hohe Miete, mittendrin eine Kündigung, am Ende noch ein Streit um die Rückzahlung der Kaution – Student Jan P. kämpfte mit Unterstützung der Mietervereinigung jahrelang um seine Rechte.
Die Erlebnisse von Jan P. (27) stehen exemplarisch für viele junge Menschen, die in Wien eine leistbare Wohnung suchen. Der Tiroler kam 2010 in die Bundeshauptstadt, um an der Veterinärmedizinischen Universität zu studieren. Nach zwei Wohngemeinschaften machte sich der Student auf die Suche nach einer eigenen Bleibe. Günstig sollte, klein durfte sie sein.
In der Wallensteinstraße in der Brigittenau fand Jan P. schließlich eine Mietwohnung. 38 Quadratmeter, Gangküche, ein Zimmer. „Die Wohnung war gut in Schuss“, erzählt er heute. Trotzdem machte der Student noch vor dem Einziehen eine Reihe von Fotos, um den Zustand der Wohnung festzuhalten – ein Vorgehen, das ihm später noch zu Gute kommen sollte. Jan P. unterschrieb einen auf 5 Jahre befristeten Mietvertrag, zum Nettomietzins von 300 Euro (inklusive Betriebskosten und Steuer 427 Euro). Die Kaution in Höhe von 1.300 Euro zahlte er bar.
Mietzins
Im Lauf der Zeit begann Jan P., die Mietzinsvereinbarung für seine Wohnung zu hinterfragen. Nach Internet-Recherchen stellte er schließlich selbst einen Antrag auf Überprüfung seines Mietzinses bei der Schlichtungsstelle. Während sich die Antragstellung noch recht schlicht gestaltete, drohte das folgende Verfahren dem Studenten über den Kopf zu wachsen: „Als so viel Gegenwind von der Hausverwaltung kam und der Schriftwechsel immer umfangreicher wurde, habe ich Unterstützung gesucht.“
Jan P. wurde Mitglied der Mietervereinigung. Unmittelbar darauf übernahmen die WohnrechtsexpertInnen der Mietervereinigung sein laufendes Verfahren. Rasch stellte sich heraus, dass für die kleine, in einem Gründerzeitviertel gelegene Wohnung ein zu hoher Mietzins verlangt worden war. Mit Hilfe der Mietervereinigung wurde nicht nur der Mietzins reduziert, der Vermieter musste Jan P. auch eine Rückzahlung leisten - inklusive Zinsen über 6.000 Euro.
Kündigung
Noch während das Mietzins-Verfahren lief, langte eine Kündigung des Vermieters ein. Jan P., in diesem Fall von einem Anwalt vertreten, konnte die Kündigung abwehren. In der Folge rissen die Auseinandersetzungen mit dem Vermieter nicht ab. Es ging um diverse Elektroinstallationen, Tierhaltung, das Kellerabteil. „In diesen Fällen habe ich immer wieder bei der Mietervereinigung Rat eingeholt, um rechtliche Probleme zu vermeiden.“
Kaution
Ende Juli 2017 zog Jan P. aus der Wohnung aus. Prompt kam es zu Unstimmigkeiten um die Rückzahlung der Kaution. Der Student wandte sich erneut hilfesuchend an die Mietervereinigung. Im Verfahren behauptete die Hausverwaltung unter anderem, dass Küchenmöbel, Heizkörper und Fenster derart verschmutzt seien, dass für die Reinigung 20 Arbeitsstunden anfallen würden. „Dabei habe ich die Wohnung nach bestem Wissen und Gewissen zurückgestellt“, versichert Jan P. Mit Hilfe der Fotos, die er sowohl bei der Übergabe als auch bei der Rückgabe gemacht hatte, konnten die Vorwürfe entkräftet werden. „Weil ich die ganze Sache endlich abschließen wollte“, so Jan P., habe er kurz vor Weihnachten schließlich einem Vergleich zugestimmt.
Solidarität
Der Student erhielt 850 Euro seiner Kaution zurück. Diesen Betrag spendete er zur Gänze dem Solidaritätsfonds der Mietervereinigung. „Ich wollte mich für die ausgezeichnete Betreuung in den letzten Jahren bedanken“, sagt Jan P. Der Solidaritätsfonds ermöglicht der Mietervereinigung, all jenen helfen zu können, die sich im Moment keine Mitgliedschaft leisten können, aber dringend Hilfe benötigen.
Ähnlich wie Jan P. ergeht es vielen jungen Menschen, die erstmals eine Wohnung in Wien suchen. Hat er Tipps parat? „Es ist schwierig, wenn man neu hierher zieht“, sagt der Student. Sowohl Privatwohnungen als auch Wohngemeinschaften seien teuer. Studentenheime seien zwar nicht billig, würden aber sichere Rahmenbedingungen bieten. „Wenn man sich einmal in Wien eingelebt hat, kann man weiterschauen“, rät er. Es gebe aber auch einfache Lösungen, scherzt Jan P. in Anspielung auf lebensferne Polit-Floskeln: „Wem die Mieten zu hoch sind, der soll sich bitte Eigentum anschaffen.“
Neue Wohnung
Der Student hat die Rückzahlung aus dem Mietzinsverfahren und einen Teil seiner Ersparnisse in eine Genossenschaftswohnung in Penzing investiert. Nun zahle er für 65 Quadratmeter eine ähnliche Summe wie anfangs für 38 Quadratmeter in der Wallensteinstraße. Nach den Vorzügen seiner neuen Wohnung befragt, antwortet Jan P. kurz und bestimmt: „Ruhige Lage. Unbefristeter Mietvertrag.“
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