Österreich, Politik 04.05.2018
Die ersten von Türkis-Blau im Regierungsprogramm noch vage gehaltenen Änderungen im Mietrecht nehmen Formen an. Die Einführung von Lagezuschlägen in Gründerzeitvierteln solle „noch heuer“ kommen, wie FPÖ-Bautensprecher Alexander Pawkowicz einem Bericht der Tageszeitung „Der Standard“ zufolge auf einer Veranstaltung für Zinshausbesitzer ankündigte.
Was eine Einführung von Lagezuschlägen in Gründerzeitvierteln bedeutet: Mieter werden künftig auch in bisher günstigeren Lagen um bis zu 60 Prozent (!) mehr zahlen. In Wien liegen rund 100.000 Wohnungen in Gründerzeitvierteln. Wer eine solche Wohnung neu mietet, wird mit einem Schlag zwischen 1,36 und 3,34 Euro/Quadratmeter mehr Nettomiete zu bezahlen haben.
„Der Regierung kann es mit dem Belastungspaket für Mieter offenbar gar nicht schnell genug gehen. Wohnen soll anscheinend möglichst rasch noch teurer gemacht werden“, sagt Elke Hanel-Torsch, Wiener Landesvorsitzende der Mietervereinigung Österreichs (MVÖ).
Wie massiv die Verteuerung werden kann, zeigt ein Beispiel: Eine Familie wohnt in einem Gründerzeit-Altbau in Wien-Währing. Der reine Richtwert-Mietzins (ohne Lagezuschlag) für die befristete 90-Quadratmeter-Wohnung beträgt derzeit 498 Euro inklusive Steuer. Setzt die Regierung ihren Plan um, dann drohen der Familie bei einer Verlängerung des Vertrages Mehrkosten von bis zu 248 Euro im Monat - im Jahr also mehr als 2.970 Euro! Wohlgemerkt, ohne dass sich an der Wohnung oder an der Lage auch nur das Geringste geändert hätte.
Der Preisanstieg werde aber nicht nur die Gründerzeitviertel betreffen, sondern auch auf andere Viertel der Stadt übergreifen, erklärt Hanel-Torsch. „Am Ende werden die Mieten überall steigen.“ Dies sei angesichts der Tatsache, dass die Mieten schon seit Jahren deutlich stärker steigen als die Einkommen, eine fatale Entwicklung. „Die Regierung schickt sich an, brav die Wünsche von ein paar Immo-Lobbyisten zu erfüllen und will die Mieter dafür zahlen lassen.“
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