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Österreich, Politik 01.06.2022

Regierung ignoriert Appelle – Wohnen wird teurer

  • Mieterhöhung, Sujetbild: istockphoto.com

Die zahlreichen Appelle einer breiten Allianz von Mietervereinigung, Arbeiterkammer, Sozialpartnern und SPÖ, die angesichts der extremen Teuerung den Stopp der Mieterhöhung gefordert hatte, sind von der Regierung ignoriert worden. Nun steigen die Richtwertmieten um fast 6 Prozent und die Kategoriemieten um rund 5,5 Prozent (Update: und seit Anfang Juni neuerlich 5,5 Prozent).

„Österreich schlittert in eine Teuerungskrise – und mitten in diese hinein werden nun auch noch die Mieten für rund eine Million Mieterinnen und Mieter erhöht“, kritisiert Georg Niedermühlbichler, Präsident der Mietervereinigung Österreichs (MVÖ). „Viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie die Mehrkosten für Heizung, Strom und nun auch noch die höhere Miete aufbringen sollen – und die Regierung übt sich im Relativieren, Wegschauen und Aussitzen.“

„Es gab die konkrete Gelegenheit, weitere Belastungen für Mieterinnen und Mieter abzuwenden. Doch leider hat die Regierung gezeigt, dass ihr die Interessen einer Million Menschen egal sind“, sagt Elke Hanel-Torsch, Vorsitzende der MVÖ Wien.

Dabei sind angesichts der explodierenden Wohnkosten deutliche finanzielle Entlastungen für Mieterinnen und Mieter überfällig. „Es besteht dringender Handlungsbedarf: Wir brauchen ein faires Mietrecht mit echten Preisobergrenzen für alle, das Aus für Befristungen und Entlastungen bei Betriebskosten“, so Hanel-Torsch.

 

Erhöhung der Richtwertmieten 2022

Rund 755.000 Mieterinnen und Mieter in Österreich sind von der Erhöhung der Richtwertmieten um 5,85 Prozent betroffen - alle, die in Gebäuden leben, auf die das Mietrechtsgesetz anwendbar ist (zB. privater Altbau vor 1945 errichtet) und deren Mietvertrag nach dem 1. März 1994 abgeschlossen wurde. Die Erhöhung betrifft also alle in den vergangenen 27 Jahren abgeschlossenen Verträge, da sie (oft) entsprechende Anpassungsklauseln im Vertrag haben sowie Neuverträge.

 

Die Erhöhung der Richtwertmieten bringt bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung in einem Altbau in Wien Mehrkosten von rund 360 Euro im Jahr. Da der Richtwert für jedes Bundesland unterschiedlich ist, unterscheiden sich auch die Mehrkosten. In Oberösterreich macht die Erhöhung rund 390 Euro aus, in der Steiermark fast 500 Euro.

 

Die Richtwerte in den Bundesländern im Vergleich (in Euro; je m2 Nutzfläche und Monat):

 

Bundesland

bisher

künftig

Burgenland

5,30  

5,61  

Kärnten

6,80  

7,20  

Niederösterreich

5,96  

6,31  

Oberösterreich

6,29  

6,66  

Salzburg

8,03  

8,50  

Steiermark

8,02  

8,49  

Tirol

7,09  

7,50  

Vorarlberg

8,92  

9,44  

Wien

5,81  

6,15  


Erhöhung der Kategoriemieten 2022

Bundesweit müssen rund 252.000 Mieterinnen und Mieter durch die Erhöhung der Kategoriemieten um 5,47 Prozent (April) bzw. nochmals 5,46 Prozent (Juni) mehr zahlen - alle, die in Gebäuden leben, auf die das Mietrechtsgesetz anwendbar ist (zB. privater Altbau vor 1945 errichtet) und deren Mietvertrag vor dem 1. März 1994 abgeschlossen wurde. Sie haben (oft) entsprechende Anpassungsklauseln im Mietvertrag, auch für Neuverträge (etwa bei Substandardwohnungen oder wenn Kinder in den Mietvertag ihrer verstorbenen Eltern eintreten) wird es teurer.

 

Die Kategoriemieten im Vergleich (in Euro; je m2 Nutzfläche und Monat):

 

Kategoriemieten

bis 31.3.2022 

1.4.-31.5.2022 

ab 1.6.2022 

Kategorie A

3,60  

3,80  

4,01

Kategorie B

2,70

2,85

3,01

Kategorie C

1,80  

1,90  

2,00

Kategorie D brauchbar 

1,80  

1,90

2,00

Kategorie D

0,90  

0,95  

1,00

 

Erhöhung der Betriebskosten

Rund zwei Millionen Mieterinnen und Mieter in Österreich sind durch die Erhöhung der Kategoriemieten von steigenden Betriebskosten betroffen – denn: für die Berechnung der Verwaltungskosten werden die Kategorie-Beträge der Kategorie A herangezogen; diese stiegen mit 1. April um 5,47 Prozent von 3,60 auf 3,80 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche und mit 1. Juni erneut um 5,46 Prozent von 3,80 auf 4,01 Euro pro Quadratmeter Nutzfläche.


 

 

 

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