Ein oder mehrere mutmaßliche Betrüger zocken Wohnungssuchende in Wien ab - wie ein konkreter Fall zeigt.

Eine perfide Betrugsmasche hat erste Opfer in Wien gefunden. Karin S.* (Name von der Redaktion geändert), die eine auf den ersten Blick preiswerte Wohnung anmieten wollte, wurde um mehr als 3.000 Euro betrogen. Die Polizei ermittelt.

So gingen der oder die mutmaßlichen Betrüger im Detail vor: die vermeintlich anzumietende Wohnung wurde auf einer großen digitalen Gratisanzeigen-Plattform inseriert. Wohnungssuchende, die sich auf die Anzeige meldeten, erhielten einen Besichtigungstermin. Im Fall von Karin S. erschien zum Termin ein „Assistent des Maklers“, der mit ihr die Besichtigung der möblierten Wohnung durchführte. Der „Assistent“ zeigte die vorhandenen, funktionstüchtigen Küchengeräte. In der Küche habe es Teller und Besteck gegeben, wie S. im Gespräch mit „Fair Wohnen“, dem Magazin der Mietervereinigung, erzählt. Die Kleiderkästen seien leer, die Wohnung offenbar unbewohnt gewesen.

Karin S. meldete sich am folgenden Tag bei dem „Assistenten“, sie würde die Wohnung gerne anmieten. Er müsse sich mit dem Vermieter besprechen, ließ der „Assistent“ wissen und S. ein paar Tage warten. Als er sich wieder meldete, forderte er Dokumente wie ein Mietanbot und wollte  - zur Berechnung einer Ablöseforderung - wissen, welche der Möbel S. in der Wohnung behalten wolle.

Die Kommunikation mit dem „Assistenten“ lief nun über whatsapp bzw. via E-Mail. Karin S. schickte Dokumente, Ausweiskopie, Lohnzettel, der „Assistent“ wiederum einen vorausgefüllten Mietvertrag. Der vermeintliche Vermieter, vertreten durch eine vermeintliche Immobilienverwaltung, forderte dort unter Punkt „IV. Kaution“ den „spätestens zum Zeitpunkt der Vertragsunterfertigung“ fälligen Betrag von 2.250 Euro, zu überweisen an eine darunter angeführte inländische Kontonummer.

Inklusive Ablöse überwies S. dem mutmaßlichen Betrüger bzw. den mutmaßlichen Betrügern mehr als 3.000 Euro. Die Wohnungssuchende ging davon aus – wie im Mietvertrag festgehalten – mit 1. Juli einziehen zu können. Doch der „Assistent“ tauchte unter und meldete sich nicht mehr. Die Telefonnummer existierte plötzlich nicht mehr, die Webseite der vermeintlichen Immobilienverwaltung war offline.

Die Web-Präsenz der vermeintlichen Immobilienfirma wurde im konkreten Fall erst Anfang Mai 2023 registriert und der Inhaber der Domain über einen Anonymisierungsdienst unkenntlich gemacht. S. hatte die Seite zuvor besucht, um sich ein Bild von der Firma zu machen. Die Präsenz habe professionell gewirkt, sei aber „minimalistisch“ gewesen, erzählt S. im Gespräch mit „Fair Wohnen“. Andere Immobilien seien auf der Seite nicht angezeigt worden, es sei auch keine Telefonnummer angegeben gewesen. Freilich habe der „Assistent“ selbst einen durchaus professionellen Eindruck erweckt.

S. schaltete die Polizei ein, die Ermittlungen sind im Gange.

Was können Wohnungssuchende tun, um Ihr Risiko zu minimieren?

• Achten Sie bei der Besichtigung einer möblierten Wohnung darauf, ob persönliche Gegenstände des Mieters (Vormieters) in der Wohnung sind (wie zB. Bilder, Hausrat). Ist die Wohnung zwar augenscheinlich komplett eingerichtet, fehlen jedoch persönliche Gegenstände, ist Vorsicht geboten.

• Verlangen Sie bei der Besichtigung bzw. vor Unterschrift des Mietvertrages einen Ausweis des Maklers / Hausverwalters.

• Sprechen Sie vor oder nach der Besichtigung nach Möglichkeit mit dem Hauswart oder anderen Bewohnern.

• Zahlen Sie die Kaution erst bei Schlüsselübergabe.

• .Jede Internet-Präsenz (Webadresse) hat eine eingetragene „Domain“ (zB. „beispieladresse.com“). Unter „whois.com“ können Sie nach dieser Domain suchen und ausfindig machen, wer und wann diese registriert oder geändert hat. Gibt es keine Informationen oder wird die Inhaberschaft durch einen Anonymisierungsdienst verschleiert, dann heißt es, besonders vorsichtig zu sein.

Hilfreiche Tools für Mieterinnen und Mieter:

>  Praktische Checkliste der Mietervereinigung für Ihre Besichtigung (PDF)