Seit dem Jahr 2022 müssen Österreicher bei den Energiekosten tiefer in die Tasche greifen. Mitte 2024 kam es zu einer kurzen Entlastung – damit ist es seit Beginn des heurigen Jahres jedoch vorbei. Warum und wohin die Energiepreise heuer erneut steigen.
Mit 1. Jänner 2025 steigen die Energiekosten in Österreich deutlich an. Der Grund: Unterstützungen der
Bundesregierung (zum Beispiel durch Steuerreduktionen, Energiebonus und Stromkostenbremse) fallen weg, gleichzeitig werden die Netztarife für Strom und Gas ab diesem Jahr deutlich erhöht.
Steigende Energiepreise wirken sich auf Inflation aus
Kaum war nach der Energiekrise der letzten Jahre eine Beruhigung der Preise spürbar, kommt es im neuen Jahr wieder zu deutlichen Teuerungen, die sich bereits bemerkbar machen. Laut Schnellschätzung der Statistik Austria steigt die Inflation von 2 Prozent im Dezember 2024 auf 3,3 Prozent im Jänner 2025 (siehe Grafik). Ein Grund dafür sind die steigenden Energiekosten. Ab Jänner 2025 wurde nämlich die CO2-Steuer angehoben, die Kosten für Netzentgelte sind gestiegen und die Strompreisbremse, die sich kostendämpfend auswirkte, ist ausgelaufen. Mit einem Plus von 3,7 Prozent im Jänner wurde der Energiesektor daher wieder zum Preistreiber in Österreich.
Während beim verbrauchsabhängigen Strompreis durch einen Anbieterwechsel noch Sparpotenzial besteht, wirken
sich die steigenden Netzkosten auf alle Strom- und Gasabnehmer aus – diese sind nämlich an den jeweiligen Netzbetreiber
zu bezahlen und fallen in den Bundesländern unterschiedlich hoch aus.
Was ist ein Netztarif?
Das Netzentgelt, auch Netztarif genannt, wird vom jeweiligen Netzbetreiber erhoben und stellt das Entgelt für die Nutzung
der Stromleitungen dar – im Gegensatz zum eigentlichen Strompreis, der je nach Stromlieferant oder Aktion stark variieren kann. Netzbetreiber und Stromlieferant müssen nicht identisch sein. So sind beispielsweise die Wiener Netze für das Stromnetz in Wien zuständig, der Stromkunde hat jedoch die freie Wahl des Stromlieferanten.
Wer bestimmt die Höhe der Netztarife?
Für die Festlegung der Netztarife ist die Regulierungskommission der E-Control verantwortlich. Wie diese mitteilte, wurden bereits im Jahr 2023 zahlreiche Netzbetreiber einer Kostenprüfung unterzogen. Die Entwicklung der Kosten wurde dabei vor allem durch zusätzliche Investitionen der Stromnetzbetreiber beeinflusst. Neben dem gestiegenen Investitionsbedarf trug auch der rückläufige Stromverbrauch maßgeblich zum Kostenanstieg und damit zur Erhöhung der Systemnutzungsentgelte bei, so die EControl. Da sich die anfallenden Kosten auf eine kleinere Menge an Stromabgabe verteilen mussten, verstärkte sich dieser Effekt zusätzlich. Insgesamt verringerte sich die Stromabgabe an Endverbraucher im Jahr 2023 um 5,6 Prozent. Da die Kosten für den Erhalt bzw. Ausbau der Netze in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich hoch sind, steigen auch die Netzentgelte in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich stark an.
So teuer wird der Netztarif in Ihrem Bundesland
Im österreichischen Durchschnitt erhöhen sich die Netzentgelte für Industrie, Haushalte und Gewerbe insgesamt um etwa 19 Prozent. Haushalte sind jedoch mit einem durchschnittlichen Anstieg von 23 Prozent besonders betroffen, da die Rückgänge im Verbrauch in diesem Segment stärker ins Gewicht fallen. Kunden in Niederösterreich müssen dabei den größten Anstieg verkraften: Ab 2025 werden dort 10,02 Cent pro Kilowattstunde Strom (ohne Steuern) berechnet, was einem Plus von 32,2 Prozent gegenüber 2024 entspricht. Das macht dann 100 Euro Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet das laut E-Control eine Mehrbelastung von über 100 Euro im Jahr. Am teuersten bleibt das Stromnetz für Kunden in Kärnten, wo die Netzkosten 11,78 Cent pro Kilowattstunde betragen. Während die Preise in den meisten Regionen deutlich steigen (siehe Grafik unten), gibt es in Graz eine Ausnahme – dort sinken die Netzkosten um 4,5 Prozent.
Auch Gasnetzentgelte steigen
Nicht nur beim Strom, auch beim Gas kommt es ab 2025 zu höheren Kosten. Laut Regulierungsbehörde machen die Netzentgelte für einen gasbeheizten Durchschnittshaushalt rund 20 Prozent der gesamten Gasrechnung aus. Der Rest entfällt wie beim Strom auf die Kosten für die Gaslieferung sowie Steuern und Abgaben. Auch beim Gas gab es im Vorjahr eine deutlich gesunkene Abgabemenge von 7,4 Prozent, was vor allem daran lag, dass im Wärmebereich auf andere Energieträger gewechselt wurde. Die Kosten seien laut E-Control außerdem von der Inflation und den Erhöhungen der Fernleitungsentgelte zusätzlich beeinflusst. Besonders teuer wird es in den Bundesländern Oberösterreich, Burgenland und Niederösterreich, da hier die Gasnetzentgelte überdurchschnittlich steigen. Wie auch beim Strom gestaltet sich die Erhöhung je nach Bundesland unterschiedlich (siehe Grafik unten).
Tipps zum Energiesparen
Während man bei den Netzentgelten kaum Sparmöglichkeiten hat, lohnt sich laut Ewald Gärber, Energieexperte von Die Umweltberatung ein Vergleich der Anbieter: »Derzeit differieren die Preise der Energieanbieter erheblich, weshalb sich ein Vergleich auf einem Vergleichsportal auf jeden Fall auszahlt. Beim Energiepreis sind die Tarife je nach Anbieter sehr unterschiedlich. Die Netzkosten und Abgaben sind bei allen Kunden gleich«, erläutert Gärber im Gespräch mit Fair Wohnen. Wer seinen Energieverbrauch im Haushalt senken möchte, sollte in den Bereichen Heizung und Warmwasserbereitung ansetzen, denn hier gäbe es die meiste Einsparmöglichkeit. Rund 80 Prozent der im Haushalt verbrauchten Energie kämen aus diesen Bereichen: »Beim Warmwasser kann man schauen, dass die Temperatur nicht zu hoch angesetzt wird und dass man sparsam mit dem Warmwasser umgeht. Im Heizungsbereich sollte man die Temperatur im Auge behalten und außerdem sein Lüftungsverhalten anpassen«, rät der Experte. »Richtiges Lüften ist sehr wichtig. Fenster sollten nicht gekippt werden sondern man sollte mehrmals am Tag ca. 3 bis 5 Minuten lang Stoßlüften«, erklärt Gärber.
Die Mietervereinigung Wien bietet ihren Mitgliedern kostenlose und unabhängige Energieberatungen an: Termine gibt's unter Tel. 050195-3000.