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Österreich 18.10.2023

Lohnt sich ein Balkonkraftwerk für mich?

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Eigenen Strom erzeugen und Geld sparen: das Interesse an Photovoltaik-Anlagen in Österreich nimmt stetig zu. Auch wer kein eigenes Hausdach zur Verfügung hat, muss darauf nicht verzichten. Doch lohnt sich ein Balkonkraftwerk?

 

Die Teuerung machte sich in den vergangenen Monaten vor allem auf der Stromund Gasabrechnung besonders stark bemerkbar. Die Strompreise gingen aufgrund mehrerer Faktoren wie beispielsweise des Merit-Order-Prinzips (Fair Wohnen berichtete) durch die Decke – die monatliche Belastung wuchs dadurch spürbar.

 

Weniger Heizen, weniger Strom verbrauchen – das waren die Tipps, um Geld zu sparen. Wer nicht weniger wollte oder konnte, sah sich um Alternativen um und die Anschaffung von Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) – vor allem bei Einfamilienhäusern – erreichte auch durch Förderungen neue Rekorde. Ein Trend, der sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen soll.

 

Einen regelrechten Boom gab es aber nicht nur bei Hauseigentümern, sondern auch bei Mietern und Wohnungseigentümern: Kleinsterzeugnisanlagen – sogenannte Balkonkraftwerke – sind immer gefragter. Fair Wohnen wollte wissen: Lohnt sich ein Balkonkraftwerk?

 

Wie funktioniert's?

Kurz und vereinfacht gesagt: PV-Anlagen wandeln Sonnenlicht in elektrischen Strom um. Der erzeugte Gleichstrom wird mithilfe eines Wechselrichters in Wechselstrom umgewandelt und kann so selbst verbraucht, gespeichert oder aber auch in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden.

 

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Unter dem Begriff »Balkonkraftwerk« versteht man kleine PVAnlagen mit einer Leistung von maximal 800 Watt, die an Balkongeländern, Fassaden aber auch auf dem Boden stehend Sonneneinstrahlung in Strom umwandeln können.

 

Wie viel Strom kann erzeugt werden?

Diese Frage ist auch für Experten schwierig zu beantworten, da dies immer von der individuellen Situation abhängt. Zu den wichtigsten Einflussfaktoren zur Stromgewinnung durch Solarpaneele zählen unter anderem die Ausrichtung des Balkons bzw. der Terrasse, die Ausrichtung des Moduls und wie viele Sonnenstunden dadurch effektiv für die Stromgewinnung genutzt werden können. Verglichen werden Solarpaneele durch den Wert »Kilowatt-Peak« (1 Kilowatt peak = 1000 Watt peak). Dieser gibt die elektrische Spitzenleistung an, die ein Modul unter Normbedingungen erzielen kann.

 

Überwachung der Stromproduktion via App

Mithilfe einer vom Hersteller bereitgestellten App kann regelmäßig die Stromerzeugung überprüft werden. Auch die kleinen Balkonkraftwerke sind teilweise mit WLAN-Funktionalität im Wechselrichter ausgestattet, damit der Kunde seine Stromproduktion, den Verbrauch aber auch den eingespeisten Strom jederzeit im Blick behalten kann.

 

Also ab in den Baumarkt und die Anlage montieren, anstecken und loslegen? So einfach es ist dann aber doch nicht, denn es müssen einige Dinge beachtet werden.

 

Was kostet ein Balkonkraftwerk?

Im Vergleich zu einer großen PV-Anlage, die beispielsweise auf einem Einfamilienhaus montiert wird, sind die Anschaffungskosten für ein Balkonkraftwerk verhältnismäßig gering. Ein günstiges Komplett-Paket ist ab ca. 600 Euro zu haben, teurere Modelle kosten ca. 1.200 Euro – wer sich zusätzlich mit einem Speicher ausstatten möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. Die Module unterscheiden sich nicht nur in Preis und Größe, sondern auch bei Leistung und Wirkungsgrad, wie Energie-Experte Ing. Ewald Gärber von Die Umweltberatung erklärt: »Es gibt steife Glasmodule mit Alurahmen, aber auch flexible Module, die wesentlich leichter sind. Auch wenn es geringfügig teurer ist, sollten Sie einem österreichischen Händler ihres Vertrauens den Vorzug geben, damit etwaige Garantieansprüche leichter durchgesetzt werden können.«

 

Das sollten Sie bei Kauf und Montage beachten

Zu beachten ist jedenfalls, dass das PV-Modul mit einem Wechselrichter mit maximal 800 Watt Ausgangsleistung an das Stromnetz angeschlossen wird. Nur dann ist ein Balkonkraftwerk zwar meldepflichtig, aber nicht genehmigungspflichtig. Weitere Sicherheitshinweise des Experten: »Zwischen dem Solarpanel und der Steckdose sollte aus Sicherheitsgründen nur ein durchgängiges Kabel verlegt werden, also kein Verlängerungskabel und keinesfalls ein Verteilerstecker. Die Elektroinstallation in der Wohnung sollte am aktuellen Stand der Technik sein. Gibt es daran Zweifel, ist die Meinung eines Elektrikers einzuholen.« Die Wiener Netze beispielsweise empfehlen die Montage des Balkonkraftwerks durch Fachpersonal.

 

Tipps zur Ausrichtung und Stromerzeugung

Bei der Ausrichtung der Solar-Module muss natürlich auf die Gegebenheiten des Balkons bzw. der Terrasse Acht gegeben werden. Grundsätzlich gilt: Je mehr Sonne, desto mehr Ertrag.

 

Wie viel Strom erzeugt ein 800-Watt-Balkonkraftwerk im Jahr?

»Bei optimaler Ausrichtung erzeugt ein PV-Modul am Standort Wien rund 900 Kilowattstunden (kWh) im Jahr. Die optimale Ausrichtung der Solarpaneele ist genau nach Süden mit einem Neigungswinkel von 30 Grad«, führt Gärber aus. Bei einer Ausrichtung nach Südwest und einer Neigung von 45 Grad ergäbe sich ein Jahresertrag von 840 kWh, bei der Ausrichtung nach Westen und einer senkrechten Montage wäre der Jahresertrag kleiner, etwa bei nur mehr 430 kWh. Bei der Montage direkt am Balkongeländer wird ein Neigungswinkel zwischen 70 und 90 Grad empfohlen. Bei den Summen handelt es sich allerdings nur um Richtwerte, denn auch Bewölkung und die Anzahl der Sonnenstunden sind für die Stromproduktion durch Solar-Module essenziell.

 

Wie hoch ist die Ersparnis durch ein Balkonkraftwerk?

Sinnvoll ist ein Balkonkraftwerk vor allem dann, wenn der erzeugte Strom auch direkt verbraucht werden kann, denn für den Überschussstrom, der ins Stromnetz eingespeist wird, gibt es bei den kleinen PV-Anlagen keine Vergütung des Energieanbieters. »Werden bei günstiger Ausrichtung rund 800 kWh Strom pro Jahr erzeugt und davon 50 Prozent selbst verbraucht, beträgt die Ersparnis rund 140 Euro pro Jahr – bei einem angenommenen Strompreis von 35 Cent«, rechnet der Experte vor. Allerdings gibt es auch bei Balkonkraftwerken die Möglichkeit, diese mit einem Speicher auszustatten, damit der überschüssig produzierte Strom nicht verloren geht.

 

Amortisierung

Bis sich ein Balkonkraftwerk amortisiert, also die Kosten der Anschaffung gedeckt sind, kann es zwischen 7 und 15 Jahren dauern. Je nachdem, wie viel Strom erzeugt bzw. auch effektiv verbraucht werden kann.

 

Genehmigung nötig?

m eine Mini-PV-Anlage auf Balkon oder Terrasse aufzustellen, brauchen Mieter keine Genehmigung durch den Vermieter. Will der Mieter die Module an der Außenwand oder dem Geländer des Balkons anbringen, ist davon auszugehen, dass der Vermieter seine Zustimmung erteilen muss. Die MVÖ empfiehlt, den Vermieter jedenfalls zu informieren, um etwaigen Rechtsstreitigkeiten vorzubeugen.

 

Zahlt sich der Kauf eines Balkonkraftwerks aus?

Für Haushalte, die einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen und selbst einen eher geringen Jahresstromverbrauch haben, kann sich ein Balkon-Kraftwerk durchaus auf die Geldbörse auswirken – vorausgesetzt man hat optimale Sonnen-Bedingungen. Zu beachten ist allerdings, dass der Strom direkt verbraucht werden muss. Wer also tagsüber einen höheren Stromverbrauch hat als beispielsweise abends, kann somit mehr Geld sparen und wird auch mehr von seiner Investition haben.

 

Wer sich zu diesem Thema informieren lassen möchte, findet weitere Informationen auf der Homepage des Dachverbandes PV-Austria, aber auch Energieversorger geben gerne maßgeschneiderte Informationen zu diesem Thema weiter.

 

Energieberatung bei der Mietervereinigung in Wien

Seit Februar können sich Mitglieder der Mietervereinigung Wien von unabhängigen Expertinnen und Experten kostenfrei in Energiefragen beraten lassen. Beratungstermine gibt es an jedem 2. Mittwoch im Monat, Ihren Termin können Sie telefonisch unter 050195-3000 vereinbaren.

Mietervereinigung Österreichs, Reichsratsstraße 15, 1010 Wien, Tel.: 050195, Fax: 050195-92000, zentrale@mietervereinigung.at, ZVR - Zahl 563290909
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