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Europa, International, Österreich 06.10.2025
Internationaler Mietertag 2025: Wohnen ist kein Privileg, sondern ein grundlegendes Menschenrecht. Und leistbares Wohnen ist keine soziale Wohltat, sondern gesamtwirtschaftliche Notwendigkeit.
In Österreich sind die Mieten seit 2010 deutlich stärker gestiegen als im EU-Durchschnitt. Während es in der Eurozone einen Anstieg um rund 24 Prozent gab, betrug dieser in Österreich mehr als 70 Prozent – das liegt deutlich über der Teuerung (rund 48 Prozent) und auch deutlich über den Einkommenszuwächsen. Mieterinnen und Mieter müssen also einen immer größeren Teil ihres Einkommens fürs Wohnen aufwenden. Das hat handfeste negative Auswirkungen auf die gesamte Volkswirtschaft.
25 Prozent sind genug
Die International Union of Tenants (IUT), deren Gründungs- und Vorstandsmitglied die Mietervereinigung Österreichs ist, fordert daher: die gesamten Wohnkosten dürfen maximal 25 Prozent des verfügbaren Einkommens beanspruchen. Drei zentrale Argumente untermauern diese Forderung.
Soziale Teilhabe
Internationale Studien belegen, dass bei einer Mietbelastung über 30 Prozent andere existenzielle Bedürfnisse massiv eingeschränkt werden. Gesundheitsversorgung, Bildung und kulturelle Teilhabe werden zum Luxus. Eine Gesellschaft, die ihre Bürgerinnen und Bürger finanziell derart unter Druck setzt, verliert ihren sozialen Zusammenhalt. IUT-Präsidentin Marie Linder: „Wohnen ist kein Privileg, sondern ein grundlegendes Menschenrecht. Am Internationalen Tag der Mieter fordern wir die Regierungen auf, dringend zu handeln: Mieter zu schützen, in bezahlbaren Wohnraum zu investieren und dafür zu sorgen, dass Städte für Menschen gebaut werden, nicht für Profit.“
Hohe Wohnkosten schaden der gesamten Wirtschaft
Profit machen in Wahrheit nur wenige - und das auf Kosten vieler, denn: ein Anstieg der Wohnkosten senkt den privaten Konsum. Wenn Menschen den Großteil ihres Einkommens für die Miete ausgeben müssen, bleibt nichts für Anschaffungen, Gastronomie oder Kultur übrig. Explodierende Mieten kosten damit nicht nur individuelle Lebensqualität, sondern auch wirtschaftliches Wachstum und Beschäftigung. Leistbares Wohnen ist also keine soziale Wohltat, sondern gesamtwirtschaftliche Notwendigkeit.
Die Alternative ist gefährlich
Während die strukturellen Ursachen – Unterinvestition in sozialen Wohnbau, deregulierte Mietmärkte, Finanzialisierung von Wohnraum – ungelöst bleiben, bieten reaktionäre Kräfte Sündenböcke an. Migrantinnen, Migranten und Minderheiten werden für eine Krise verantwortlich gemacht, die durch Spekulation und politisches Versagen entstanden ist. „Die Wohnungskrise darf nicht als Spaltkeil wirken, sondern muss Katalysator für Gerechtigkeit werden“, fordert Linder.
Echte Lösungen müssen her
Als Gründungs- und Vorstandsmitglied der IUT trägt die Mietervereinigung Österreichs diese internationale Solidarität mit und setzt sich in Europa und natürlich auch in Österreich für leistbares Wohnen ein. Die drei Kernbotschaften bleiben klar: Soziale Teilhabe sichern durch leistbares Wohnen, gesamtwirtschaftlichen Schaden durch Wohnkostensteigerungen verhindern und gesellschaftliche Spaltung durch echte Lösungen vermeiden. Mit kontinuierlicher Arbeit an Verbesserungen im Mietrecht und in der Wohnpolitik bleibt die Mietervereinigung die verlässliche Stimme für Mieterinnen und Mieter in Österreich und in Europa.