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Österreich, Service 18.01.2016

Brennwerttherme - ein gutes Geschäft?

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Neuerdings gesetzlich vorgeschrieben ist die Brennwerttherme im Unterschied zur herkömmlichen Heizwerttherme (siehe unseren Artikel vom 17.8.2015). Im Prinzip wäre das gut so, weil die im Brennstoff latente (= versteckte, ruhende) chemische Energie besser genützt wird. Wir bekommen mehr Nutzen für das zwecks Heizen aufgewendete Geld.

 

In welchen Fällen muss man unbedingt achtgeben, weil man sonst auf den höheren Kosten für die Brennwertherme sitzen bleibt?

Herkömmlichen Radiatorheizungen sind ausgelegt auf 90oC Vorlauftemperatur und 70oC Rücklauftemperatur, also 80oC Mitteltemperatur. Im Fall der Brennwerttherme liegt die Mitteltemperatur des Heizwassers bei 50oC, die Temperaturdifferenz ist also 25oC verglichen zu 55oC bei der Heizwerttherme. das hat zur Folge, dass dadurch etwas mehr als eine Verdoppelung der Radiatorfläche nötig wäre, um die Wohnung auf die gleich Temperatur zu bringen wie bei einer Heiztherme.

 

Dadurch verliert man Stellfläche für Mobiliar oder man nimmt Zuflucht zu einer Fußbodenheizung, die übrigens ein ausgesprochen angenehmes Raumklima ergibt. Jedoch ist das nicht immer möglich.

Die Anpassung der Wärmeverteilung an die Wärmeerzeugung muss unter allen Umständen stattfinden. Diese ist bei der Nachrüstung zu den Kosten hinzu zu rechnen und vergrößert dadurch die Investitionskosten.

 

Die Folge

Nach den vorangegangenen Überlegungen, dass die Wärmetauscherfläche der Brennwerttherme wesentlich grösser sein muss als die der Heiztherme, muss die Brennwertherme mehr kosten. Dazu kommt aber noch, dass die vorhandenen Kamine ebenfalls für diese Thermen angepasst werden müssen. In der Regel wird ein Metallrohr in den Kamin eingezogen. Auch das sind Zusatzkosten die bei der Umstellung von Heiz- auf Brennwerttherme entstehen.

 

Zusammenfassend

Der höhere Anschaffungspreis der Brennwerttherme begründet sich durch die notwendigen größeren Heizkörper sowie teureres Material. Weiters, da im Fall der Brennwerttherme für das Rauchgas kein Auftrieb im Kamin vorhanden ist, muss der fehlende Kaminzug durch Ventilation ersetzt werden, wofür elektrische, also umwandelbare Energie benötigt wird, die höherwertig zu gewichten ist als die zusätzlich gewonnene Wärmeleistung.

Um das letzte Quäntchen Wärmeenergie aus dem Brennwert heraus zu quetschen, wird im Gegenstrom die Verbrennungsluft (LAS-Rohr) vom Brennerventilator angesaugt, während bei kleineren Heizwertthermen (kleiner als 50kW) eine atmosphärischer Verbrennung stattfindet. Zweifelsfrei schließt die Methode mit dem LAS Rohr Unfälle wegen Sauerstoffmangels aus.

 

Volkswirtschaftlich, umwelttechnisch gesehen ist der Gewinn aus Brennwertheizungen marginal, wenn nicht sogar zufolge des Energieverbrauches für den erhöhten Aufwand für die Herstellung kontraproduktiv.

 

Wirtschaftliche Überlegung

Eine Heizwerttherme (Erdgas, 25 kW, atmosphärischer Brenner) kostet ca. € 2‘500,- in der Anschaffung (Montage inbegriffen) während im Vergleich dazu für eine vergleichbare Brennwertherme € 6‘000,- aufzuwenden sind. Die Lebensdauer beider Geräte kann mit 20 Jahren angesetzt werden. Somit müssen für die Brennwertherme (ohne Berücksichtigung von Zinsen und Inflation) €175,-im Jahr mehr aufgewendet werden. Der Gaspreis setzt sich aus energieabhängigen und fixen Komponenten zusammen; in Wien kostet der verbrauchsabhängige Teil ca. 0,0518 €.

Schätzt man den Jahresverbrauch dieser Anlage auf 25‘000 kWh so kommt man in der Jahresrechnung auf Energieverbrauchskosten von € 1‘295,-; bestenfalls kann man, wie aus dem Vergleich Brennwert/Heizwert zu erkennen ist, 10% dieser Kosten einsparen (in Wirklichkeit weniger, weil der Brennerbetrieb und die nicht ideale Anpassung der Wärmeverteilung zu berücksichtigen wären), somit steht einer Einsparung von 129,50 € im Jahr ein Mehraufwand von  € 175,- im Jahr gegenüber. Ein gutes Geschäft?

 

Das wurde uns durch die „ÖKODESGN-RICHTLINIE“ (Richtlinie 2009/125/EG) auf’s Auge gedrückt. Nach Ansicht des Autor dieser Zeilen sollte die Richtlinie wegen schweren Irrtums beim EuGH bekämpft werden.

Dipl.Ing Dr techn Friedrich Legerer

Mietervereinigung Österreichs, Reichsratsstraße 15, 1010 Wien, Tel.: 050195, Fax: 050195-92000, zentrale@mietervereinigung.at, ZVR - Zahl 563290909
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