Österreich, Politik 31.03.2021
Immer mehr Mieter geraten in Zahlungsschwierigkeiten – Delogierungswelle droht – Hilfsfonds jetzt dringend nötig.
Mit Ende März wird die Rückzahlung gestundeter Mieten aus dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 fällig. Wer die Stundungen im Zeitraum April-Juni in Anspruch genommen hat, muss nun mit der April-Miete auch den gestundeten Betrag nachzahlen - insgesamt also bis zu vier Monatsmieten auf einmal. Mietern, die den Betrag nicht zur Gänze aufbringen können, drohen Mietzinsklagen und damit weitere Belastungen durch Gerichts- und Anwaltskosten.
Viele Mieter konnten zu Beginn der Corona-Krise noch auf Erspartes zurückgreifen und gerieten daher erst über den Winter in Zahlungsschwierigkeiten, als längst keine Stundungen mehr möglich waren. Wer aber die laufende Miete nicht mehr zahlen kann, dem drohen Kündigung, Räumungsklage, letztlich Delogierung und damit der Verlust der Wohnung. So steigt seit Wochen die Zahl der Mieter, die bei der Mietervereinigung Hilfe suchen, weil sie mit Kündigungen und Räumungsklagen konfrontiert sind.
„Wir stehen am Beginn einer Delogierungswelle“, warnt Elke Hanel-Torsch, Vorsitzende der Mietervereinigung Wien. Bis Jahresende könnten Experten zufolge bis zu 17.000 Haushalte in Österreich ihre Wohnung verlieren. „Die Regierung muss alles daran setzen, Delogierungen zu verhindern und Menschen helfen, dass sie ihre Wohnungen behalten können“, sagt Georg Niedermühlbichler, Präsident der Mietervereinigung Österreichs.
Ein ausreichend dotierter Hilfsfonds – wie der von der Mietervereinigung seit Beginn der Pandemie geforderte „Sicher-Wohnen-Fonds“ – könnte Mietern in Not jetzt unter die Arme greifen. „Es ist allerhöchste Zeit für den Sicher-Wohnen-Fonds, der für eine Zeit lang Mietzahlungen übernimmt und Mietern damit ihr Zuhause sichern kann“, fordert Hanel-Torsch. „Die menschliche Lösung ist auch die volkswirtschaftlich bessere, denn Obdachlosigkeit verursacht weit mehr Kosten als rechtzeitige Wohnungssicherung“, erklärt Niedermühlbichler.